Rezession in Deutschland wahrscheinlich

Auch wenn sich die Wirtschaft im letzten Quartal 2023 leicht stabilisierte – die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Deutschland, also an einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Jahresvierteln, ist hoch. Falls es nicht dazu kommt, schrammt das Land nur knapp an einem solchen Konjunkturrückgang vorbei. Hauptgründe sind sowohl die hohen Energie- und Logistikkosten als auch die nach wie vor ausgeprägte Inflation sowie die gestiegene Zinslast. Im dritten Quartal war die Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent zurückgegangen. Für das vierte Quartal prognostizieren viele Volkswirte einen abermaligen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts. Vor allem die deutschen Industriebetriebe leiden unter den aktuellen Krisen: Im Oktober 2023 sank die Produktion zum fünften Mal in Folge – das hatte es seit Ende der 2000er-Jahre nicht mehr gegeben. Und einige Experten gehen von einem weiteren Rückgang der Industrieproduktion in den kommenden Monaten aus. Trotz steigender Einkommen ging auch der private Konsum zurück: Die Verbraucher investierten im dritten Quartal 0,3 Prozent weniger als im Vorquartal – dafür lag die Sparquote mit 10,3 Prozent auf hohem Niveau.
Dass sich an der Wirtschaftslage 2024 etwas ändert, bezweifeln viele Unternehmer. Laut einer Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) unter mehr als 2200 Firmen blicken nur 23 Prozent der Unternehmen positiv auf 2024, während 35 Prozent negative Erwartungen haben.

Eine große Herausforderung für die Wirtschaft wird zudem die Haushaltskürzung 2024 infolge des Verfassungsgerichtsurteils sein, das die Umwidmung von Geldern im Haushalt 2021 für nichtig erklärt hatte. Von mindestens 20, eher 30 Milliarden Euro ist die Rede.

 


Unternehmen wollen Kosten senken

2023 haben etwa 18.000 Unternehmen Insolvenz angemeldet – ein Anstieg um fast 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Da gilt es, effektive Strategien zu entwickeln, um die aktuelle Krisensituation zu meistern. Die große Gefahr für KMU: Weil die Nachfrage in Zeiten der Rezession sinkt, sinkt auch der Umsatz. Zudem ist weniger Geld auf den Finanzmärkten verfügbar. Kosten zu senken ist nie verkehrt, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Im Hinblick auf die mutmaßliche Rezession wurden im Zuge einer IWG-Studie im November 2023 insgesamt 250 CFOs in Deutschland befragt, welche Maßnahmen sie ergreifen wollen. 97 Prozent wollen Einsparungen vornehmen. 78 Prozent versuchen das künftig über hybride Arbeitsformen zu erreichen, also etwa gemeinsam genutzte Büros oder eine Verkleinerung der firmeneigenen Räumlichkeiten.
Darüber hinaus denken die Finanzexperten über eine Reduzierung von Neueinstellungen (43 Prozent), eine Überprüfung der aktuellen Gehaltsstufen (28 Prozent) oder Entlassungen (21 Prozent) nach.
 

Agile Unternehmen kommen besser durch die Krise

Die Maßnahmen müssen sich aber nicht allein auf die Kostensenkung fokussieren. In der Vergangenheit kamen gerade jene KMU gut durch Krisen, die über Agilität und Flexibilität verfügten, um sich schnell umzustellen. Ressourcen schnell umschichten, Pläne anpassen und neue Wege finden – nicht nur, um die Auswirkungen der Rezession abzumildern, sondern auch, um neue Geschäftsfelder aufzutun, die sich in Zeiten des Wandels ergeben. 
Und nicht zuletzt sollten KMU sicherstellen, dass sie die aktuellen staatlichen Hilfen in Anspruch nehmen. So hat die Bundesregierung einen Schutzschild für vom Krieg betroffene Unternehmen eingeführt. Dabei handelt es sich primär um Liquiditätshilfen wie KfW-Kreditprogramme oder Kostenzuschüsse.