Inflation geht deutlich zurück

Die Inflationsrate in Deutschland steigt im Herbst 2023 deutlich schwächer an als in den Monaten zuvor: Im September betrug sie nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nur noch rund 4,5 Prozent, das ist der niedrigste Wert seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine im Februar 2022. Im August lag sie indes noch bei 6,1 Prozent. Im Oktober 2022 wurde mit 10,4 Prozent der bisher höchste Wert erreicht.

Dieser Trend zur Preisentspannung ist auch in der gesamten Eurozone zu verzeichnen, hier lag die Teuerungsrate im September sogar nur bei 4,3 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit Oktober 2021.

Hinweis: Die Inflationsrate misst monatlich die durchschnittliche Preisentwicklung aller Produkte und Dienstleistungen, die private Haushalte in Deutschland für Konsumzwecke kaufen. Der berücksichtigte Warenkorb umfasst mehr als 700 Güter, die mit unterschiedlichen Gewichtungen in den Gesamtindex einfließen.
 

Teilindizes klammern bestimmte Bereiche aus

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht aber auch Teilindizes, in denen nur bestimmte Faktoren berücksichtigt werden. So umfasst die sogenannte Kerninflation beispielsweise keine Güter aus den Bereichen Nahrungsmittel und Energie, die meist starken Schwankungen unterliegen. Diese Kerninflation unterschied sich mit 4,6 Prozent im September 2023 aber nur gering von der Gesamtpreiserhöhung. Auch Dienstleistungen werden separat betrachtet, sie verteuerten sich um 4 Prozent.
 


Preisentwicklung im B2B-Segment

Je nach Branche sind Unternehmen aus dem B2B-Segment unterschiedlich von der Inflation betroffen. Ächzten beispielsweise energieintensive Betriebe, die Grundstoffe wie Stahl oder Aluminium herstellen, unter der zeitweiligen Explosion der Energiepreise und sahen ihre Existenz bedroht, hat sich die Lage zwischenzeitlich wieder entspannt. Der Anstieg der Energiepreise im September fiel mit einem Prozent sehr moderat aus.

Doch die Energiekosten werden wohl langfristig hoch bleiben, wie die Studie des Beratungsunternehmens IW Consult des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und Frontier Economics prognostiziert: Demach wird Deutschland auch nach 2030 wahrscheinlich noch substanzielle Energiekostennachteile gegenüber anderen Industriestandorten haben.
 

Unterschiedliche Entwicklung bei nicht-fossilen Rohstoffen

B2B-Unternehmen sind zudem stark auf den Bezug von nicht-fossilen Rohstoffen angewiesen. Die Preise vieler mineralischer Rohstoffe hatten sich im Zeitraum zwischen 2020 und 2022 mehr als verdoppelt.

Im Herbst 2023 sind die meisten Preise allerdings wieder auf Vorkriegsniveau angekommen. Einige Unternehmen benötigen sogenannte kritische Rohstoffe wie Kupfer, Kobalt und Lithium, die beispielsweise in der Photovoltaik, Windkraft und Elektromobilität unabdingbar sind. Seit 2020 sind die Preise für diese Rohstoffe deutlich in die Höhe geschnellt und halten sich seit Ende 2022 auf hohem Niveau.

Unternehmen aus der Bauwirtschaft leiden zwar unter den hohen Zinsen und daraus folgenden Auftragsstornierungen, doch es gibt auch positive Nebeneffekte: So sinkt der zwischenzeitlich stark angestiegene Holzpreis aufgrund der schwächelnden Nachfrage wieder. Fichtenholz beispielsweise kostete im Oktober 2023 rund 30 Prozent weniger als noch zu Jahresbeginn.

Natürlich haben die Unternehmen im produzierenden Gewerbe ihre Verkaufspreise erhöht, doch oft nicht in der Geschwindigkeit und dem Umfang, wie es nötig gewesen wäre. Dazu trägt auch eine Besonderheit im B2B-Bereich bei: Viele Unternehmen können durch vertragliche Einschränkungen ihre Preise nur einmal jährlich oder in anderen, festgelegten Zeiträumen anpassen. Flexibilität durch Preisklauseln und Regelungen, die automatische Preisanpassungen auf Basis vorher definierter Indizes zulassen, haben sich noch nicht etabliert.