Kein Ende der Eskalation im Nahostkonflikt in Sicht

Die Logistikbranche schaut besorgt nach Israel. Dort hat der seit Jahrzehnten brodelnde Nahostkonflikt mit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 eine neue Dimension erreicht. Die Folgen des Terrors der Hamas und der daraufhin gestarteten Militäroperation Israels für den Nahen Osten sind noch nicht absehbar. Ein Ende der Eskalation ist Anfang Dezember 2023 nicht in Sicht.
Dieser Umstand wirkt sich auch auf die israelische Wirtschaft aus. Branchen wie Handel und Tourismus liegen weitgehend brach. Ökonomen rechnen mit deutlich negativen Auswirkungen auf Konjunktur sowie mit einem Staatsdefizit. Überall fehlt es an Personal, da die Menschen im Krieg gebraucht werden. Die wirtschaftlichen Folgen halten sich für andere Regionen auf der Welt zwar noch in Grenzen – doch das muss nicht so bleiben.
 

Logistiker sind in Sorge

Beim jährlichen Logistikkongress, der im Oktober 2023 mit 2.000 Unternehmensvertretern in Berlin stattfand, blickten die Teilnehmer sorgenvoll auf die Vorgänge. Vor allem die stabile Versorgung mit Öl werde durch den Konflikt weiter strapaziert, da dieser in einer Region mit wichtigen Ölförderländern stattfindet. Teures Öl wirke sich negativ auf die Kosten für Produktion und Transport aus, die in den letzten Jahren ohnehin schon massiv gestiegen seien. Auch könnten Seeblockaden den Handel auf den wichtigen Wasserstraßen des weltweiten Öltransportes behindern, geschlossene Häfen würden als wichtige Umschlagplätze für Güter verschiedener Art ausfallen.
Zahlreiche internationale Logistiker haben bereits ihre Frachtflüge nach Israel eingestellt oder deutlich reduziert. Vor Ort drohen Werksschließungen, sollte die Straßeninfrastruktur nachhaltig beschädigt werden.
 

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Viele Zulieferer schränken Produktion ein

Inwiefern die Lieferketten insgesamt von Störungen bedroht sind, haben die Supply-Chain-Experten von Everstream Analytics im Oktober 2023 analysiert. Danach befinden sich mehr als 350 Zulieferer mit internationalen Kunden aus diversen Branchen direkt in der vom Krieg betroffenen Region. Diese würden unter anderem Güter für die Medizintechnik, industrielle Maschinen, Elektronik, Chemikalien, die Automobilindustrie sowie für weitere Fertigungsbranchen produzieren.
Laut der Analyse werden Unternehmen weltweit von Störungen in der Lieferkette betroffen sein, sofern der Konflikt in dem derzeitigen Ausmaß weitergeführt werden würde. Namentlich wurden internationale Unternehmen wie 3M, Stanley Black & Decker, Bombardier, Daimler Truck und Flex genannt. Vor allem der Mangel an Personal, ausgelöst durch die Einberufung von Reservisten, sei für einen erheblichen Einschnitt der Produktionsleistung verantwortlich.
 

Nahostkonflikt könnte zu Brommangel führen

Zu den größten Produktionsstätten in der Großstadt Tel Aviv gehört Israel Chemicals, ein internationales Chemieunternehmen und einer der wichtigsten Lieferanten von Brom. Dabei handelt es sich um eine seltene Chemikalie, die beispielsweise in Dünge- und Flammschutzmitteln vorkommt und für viele Bereiche wie Forschung, Medizin und die Herstellung von Batterien und vielen technischen Geräten benötigt wird. Auch andere Unternehmen in Israel und den Nachbarländern wie Jordanien liefern diesen chemischen Grundstoff in die ganze Welt. Wird die Produktion in diesen Industrieunternehmen nachhaltig gestört, könnte es zu einem globalen Brommangel kommen, der einen deutlichen Preisanstieg für betroffene Waren zur Folge haben könnte.