Hohe Ausfallrisiken bei Rohstoffen

Die globalen Krisen decken schonungslos die Schwachstellen in vielen Lieferketten auf. Betroffen davon sind auch grundlegende Rohstoffe und Energieträger, die oft schwer zu bekommen sind und wenn, dann nur zu sehr hohen Preisen. Besonders zu kämpfen haben damit energieintensive Branchen wie die Chemie- und Metallindustrie, die Textil- und Lebensmittelindustrie oder auch die Glas- und Papierindustrie.

Mittlerweile sind die Kosten in vielen Bereichen wieder deutlich gesunken, doch die Lehre aus der jüngsten Vergangenheit muss sein, Supply Chains so resilient wie möglich zu machen. Das zeigt ein Blick auf die Entwicklung des Rohölpreises, der seit Jahrzehnten sensibel und mit großen Ausschlägen auf geopolitische Lagen reagiert. Ähnliches gilt für Ressourcen, die aktuell stark für die Produktion von Hightech-Komponenten in mobilen Endgeräten, für die Akkus von E-Autos oder zur Arzneiherstellung nachgefragt sind.

Die Dera-Rohstoffliste 2023 beispielsweise zeigt die Risiken bei der Beschaffung von 305 mineralischen Ressourcen. Bei 140 (46 Prozent) besteht ein erhöhtes Beschaffungsrisiko hinsichtlich der Stabilität der Ursprungsländer sowie der Angebotskonzentration.

Für den Rohstoffeinkauf ergibt sich daraus ein Dilemma: Einerseits muss er die Abhängigkeit von ausländischen Anbietern verringern und sucht deshalb nach Quellen im europäischen Raum. Andererseits sind dort Rohstoffe vergleichsweise teuer. Hinzukommen die Anforderungen des Lieferkettengesetzes und diverser ESG-Kriterien.
 

Die größten Gefahren im Rohstoffeinkauf

Die Versorgung mit Rohstoffen ist momentan aus mehreren Richtungen verwundbar. Vor allem mit den folgenden zehn Risiken ist gemäß SAP-Insights zu rechnen.

  • Internationale politische Unruhen
  • Inflation
  • Klimabedingte Unterbrechungen
  • Verstöße gegen ESG-Vorschriften
  • Cyberattacken
  • Versorgungsengpässe
  • Logistikprobleme
  • Nachfrageschwankungen
  • Mangelnde Transparenz
  • Unzuverlässige Geschäftsdaten

Diese Faktoren – einzeln oder im Verbund – erhöhen die Gefahr von Betriebsunterbrechungen. Besonders anfällig sind beispielsweise Formen der sogenannten schlanken Fertigung, etwa nach dem Just-in-time-Prinzip. Und grundsätzlich gilt: Je mehr Glieder eine Lieferkette hat, desto eher kann sie unterbrochen werden.

Häufige Folgen von Supply Chain Interruption, kurz SCI, sind …

  • Qualitäts- und Produktionseinbußen
  • Umsatzrückgänge
  • Imageschäden
  • Kostensteigerungen

Angesichts dieser Nachteile ist es gegebenenfalls sinnvoll, das Lieferantenmanagement neu auszurichten und sich so gegen aktuelle und künftige Verwerfungen auf den Rohstoffmärkten zu rüsten. Eine häufig genutzte Strategie zur Absicherung der Risiken: Abschluss langfristiger Lieferverträge zu fixen Preisen. Das birgt zwar die Gefahr, von sinkenden Kosten nicht zu profitieren, schützt andererseits vor Teuerungen und erhöht die Versorgungssicherheit. Diese ist für eine gute Kundenbindung von großer Bedeutung.

Allerdings: Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können in entsprechenden Verhandlungen wegen ihrer eher geringen Umsätze nur bedingt gut argumentieren. Was ihnen im Normalfall bleibt, ist der sparsame Umgang mit Ressourcen. Spielraum für Preiserhöhungen, die sie an ihre Kunden durchreichen, haben sie kaum.
 

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Strategische Ansätze für sichere Lieferketten

Störungen und sich ändernde Nachfragemuster erhöhen den Handlungsdruck auf Führungskräfte. Sie stehen vor der schwierigen Aufgabe, die Lieferkontinuität sicherzustellen, Kosten zu senken, Kundenanforderungen zu erfüllen und das Geschäftswachstum zu unterstützen.

Um das effektiv umzusetzen und die Kosten- und Lieferkettenrisiken in der Rohstoffbeschaffung zu vermindern, brauchen Unternehmen einen transparenten Überblick zur eigenen Lage und der des Marktes. Denn kennen sie die Gefahren in ihrer Supply Chain nicht, verlieren sie langfristig gegenüber dem Wettbewerb und in der Folge womöglich sogar die Existenz.

Kernelement muss ein digitales und flexibel reagierendes Lieferkettenmanagement im Rohstoffeinkauf sein. Vor dessen Einsatz sind einige wichtige Fragen zu klären:

  • Wie hoch ist das Preis-/Volumenrisiko, das ein Unternehmen eingehen kann?
  • Welchen Stellenwert hat die Preissicherheit für den geplanten Liefermonat?
  • Wie lange ist die optimale Vertragsdauer für den Liefervertrag?
  • Sind Instrumente vorhanden, um auf Preisveränderungen agil zu reagieren?
  • Gibt es für produktionskritische Rohstoffe alternative Bezugsquellen?
  • Ist bereits ein digital basiertes System für schnelle Transaktionen vorhanden und lässt es sich in neue IT-Strukturen einbinden?

Auf diese und ähnliche Fragen brauchen Unternehmen Antworten, um eine möglichst vollständige und durchgängige Sichtbarkeit in ihrem gesamten Lieferketten-Ökosystem zu erreichen. Dies umfasst vornehmlich Transparenz hinsichtlich Fertigung, Bestand, Lagerverwaltung, Logistik sowie Vertrieb und Außendienst. Ziel sind nachvollziehbare End-to-End-Beschaffungs- und Lieferkettenprozesse, einschließlich Lieferanten, Logistikdienstleistern und Handelspartnern.
 

Software-Tools leisten wertvolle Hilfe

Eine Lösung ist eine Software zwecks Enterprise Resource Planning (ERP). Sie dient in erster Linie dazu, mehrere Abteilungen innerhalb einer Organisation durch den Austausch von Daten und die Verwaltung von Informationen miteinander zu verbinden. Allerdings fehlt es ihr unter Umständen an Agilität und Flexibilität, um den Herausforderungen dynamischer Geschäftsumgebungen gerecht zu werden.

Ein alternativer Ansatz kann ein (cloudbasiertes) Supply-Chain-Tool sein. Neben der umfassenden Integration aller Funktionen auf einer einzigen Plattform hilft es Unternehmen, sich auf die sich schnell ändernde Marktdynamik vorzubereiten und darauf zu reagieren, indem es durchgängige Transparenz und absolute Kontrolle über die gesamte Lieferkette bietet. Ein optimal integriertes System bietet folgende Vorteile:

  • Skalierbare und leistungsstarke Architektur
  • Flexible Workflow-Fähigkeit
  • Verhinderung von Redundanzen in Prozessen
  • Klassifizierung von Artikel- und Lieferantenstammdaten
  • Intuitive und konfigurierbare Nutzeroberfläche
  • Ganzheitliche Entscheidungsfindung über die gesamte Lieferkette hinweg